12 Ereignisse von 2016,

die die Ukraine nicht vergessen wird

2016 kann schwerlich als Jahr bezeichnet werden, das sich von anderen bei der Anzahl der Ereignisse stark unterscheidet: die Ukraine errang zwar keine Siege, aber ertrank auch nicht in Niederlagen. Das Ukraine Crisis Media Center stellt die wichtigsten Ereignisse dieses Jahres vor.

1
Der Sieg von Jamala bei der Eurovision
Quelle: Eurovision TV
Die ukrainische Sängerin Jamala gewann den Eurovision 2016 in Stockholm. Sie erhielt insgesamt 534 Punkte - 211 von der Jury und 323 von den Zuschauern. Jamala ist die erste Krimtatarin, die während der gesamten Geschichte des Eurovision Song Contest auftrat. Ihr Lied "1944" handelt über die Massendeportation der Krimtataren von der Krim während des Zweiten Weltkriegs durch die Sowjetarmee aufgrund eines Befehls von Stalin. Jamala schrieb das Lied zu Ehren ihrer Großmutter Nasilkan, die während jener Ereignisse deportiert wurde. Der Sieg von Jamala rief beim russischen Publikum äußerst negative Reaktionen hervor, das den Wettbewerbsorganisatoren politische Voreingenommenheit vorwarf.

2
Das Inkrafttreten der Freihandelszone zwischen der
Ukraine und der EU
Quelle Reuters – EU
Die EU ist Haupthandelspartner der Ukraine
Am 1. Januar 2016 trat das Abkommen über die Freihandelszone zwischen der Ukraine und der EU in Kraft, das die Aufhebung oder wesentliche Verringerung von Export- und Importzöllen vorsieht. Dadurch können ukrainische Exporteure 487 Millionen Euro pro Jahr einsparen, sowie Exporteure aus der EU 391 Millionen Euro. Beim Warenexport beträgt der Anteil der EU laut Daten der ersten 9 Monate von 2016 bereits 37,7 Prozent, sowie 43,8 Prozent beim Import. Während des Jahres nahm der Warenumsatz zwischen der Ukraine und der EU um 6 Prozent zu, wobei der Export aus der Ukraine um 4,4 Prozent stieg. Die Ukraine exportierte mehr landwirtschaftliche Produkte und Nahrungsmittel und importierte mehr Maschinenbaugüter. Parallel dauern die Maßnahmen (Reformen) zur Harmonisierung der Standards und die Annäherung an die EU-Gesetzgebung an.

3
Fünf ukrainische IT-Unternehmen kamen auf die Liste der besten Hersteller von "Internet der Dinge"
Quelle: Forbes
Die amerikanische Forschungsgesellschaft "Clutch" veröffentlichte das aktuelle Rating der besten Hersteller im Bereich "Internet der Dinge". Darin sind insgesamt 35 Unternehmen aus der ganzen Welt enthalten, wovon fünf aus der Ukraine stammen: Stanfy, Lemberg Solution, Eleks, Eastern Peak Software und Devabit.

4
Der ukrainische Präsident, Petro Poroschenko, tauchte in den "Panama Papers" auf
Quelle: panamapapers.icij.org
Der ukrainische Präsident, Petro Poroschenko, tauchte als einer unter 12 Staatsführer in den sogenannten "Panama Papers" auf, worin Informationen über Offshore-Gesellschaften und deren Besitzer im April 2016 veröffentlicht wurden. Laut diesen Papieren gründete Poroschenko im August 2014 auf den Britischen Jungferninseln die Holding "Prime Assets Partners", die zu den Mitinhabern der Konditorkorporation "Roshen" gehört. Internationale öffentliche Investigatoren wiesen darauf hin, dass der Präsident deshalb illegal gehandelt haben könnte, da die Gesellschaft während der Präsidentschaft gegründet wurde und in den Angaben von Poroschenko fehlt. Nach Meinung von "Transparency International" verstößt die Gründung dieser Gesellschaft durch den Präsidenten gegen die Verfassung. Poroschenko wies die Anschuldigungen zurück und verwies darauf, dass all seine Handlungen legal und transparent waren.

5
Rücktritt der alten und Einberufung der neuen Regierung
Quelle: Wladyslaw Sodel
Am 14. April wechselte in der Ukraine die Regierung. Heute besteht die Staatsführung aus 19 Ministern, sechs Vizeministerpräsidenten und einem Ministerpräsidenten. Als Regierungschef wurde der vorherige Sprecher der Werchowna Rada, Wolodymyr Grojsman, ernannt. Die Regierung wurde durch eine Koalition aus den Fraktionen "Block Petro Poroschenko" und "Volksfront" gebildet. Der Regierungswechsel war durch eine politische Stagnation und das langsame Reformtempo bestimmt und wurde von der Zivilbevölkerung gefordert. Im April reichten der Gesundheitsminister Alexander Kwitaschwili, der Wirtschaftsminister Aiwaras Abromawitschus und der Infrastrukturminister Andrej Piwowarskij bereits offiziell ihren Rücktritt ein. Allerdings gab es auch nach dem Regierungswechsel Rücktritte. So verließen im Herbst mehrere Politiker die neue Mannschaft und gaben als Grund an, dass Reformen unmöglich seien und Änderungen stagnieren.

6
Beginn der Freilassung politischer Häftlinge aus der Ukraine
Nadija Sawtschenko machte den Anfang des Freilassungsprozesses von Ukrainern, die in Russland illegal als politische Häftlinge festgehalten wurden.

Am 25. Mai kehrte die Pilotin und Parlamentsabgeordnete Nadija Sawtschenko in die Ukraine zurück. Sie war 709 Tage in russischer Gefangenschaft.

Die politischen Häftlinge aus der Ukraine, Gennadij Afanasjew und Jurij Soloschenko, die vom Kreml als Geisel gehalten wurden, kehrten am 14. Juni in die Ukraine zurück. Afanasjew wurde in Russland wegen des politisch motivierten Falls "Senzow-Koltschenko" zu sieben Jahren Freiheitsentzugs in einer Strafkolonie verurteilt. Soloschenko wurde in Russland wegen Spionage zu sechs Jahren Freiheitsentzug in einer Strafkolonie verurteilt.


7
In der Ukraine fand die erste Implantation eines künstlichen Herzens statt
Quelle: RBK-Ukraine
Am 12. Juli implantierten Ärzte des Herz-Instituts unter Leitung von Boris Todurow zusammen mit dem deutschen Professor Christof Schmid dem 41-jährigen Charkiwer Pawlo Doroschko ein künstliches Herz. Der Preis des künstlichen Herzen "Berlin Heart" betrug 120.000 Euro. Das deutsche Unternehmen gewährte es den ukrainischen Ärzten ohne Vorauszahlung. Die ukrainische Stiftung "Herz auf der Hand" verpflichtete sich, die notwendige Summe zu sammeln, um das künstliche Herz zu bezahlen.

8
Durchbruch der ukrainischen paralympischen Mannschaft
Quelle: prosport.tsn.ua
Im August enttäusche der Auftritt der ukrainischen Olympiamannschaft in Rio. Doch bereits einen Monat später zwang die ukrainische paralympische Mannschaft, die Misserfolge ihrer Kollegen zu vergessen und fesselten mit ihrem Auftritt die Zuschauer. Noch vor der Ankunft der Mannschaft in Brasilien erzielten die Ukrainer einen Rekord: sie nahmen in 169 Disziplinen in Rio teil - die höchste Anzahl während der gesamten Geschichte. Dabei gewannen sie 41 Gold-, 37 Silber- und 39 Bronzemedaillen - insgesamt 117. Die Ukrainer schienen unaufhaltsam. Letztlich kamen sie auf den 3. Platz im Medaillenspiegel und überrundeten damit sogar den Favoriten der Spiele - die USA.

9
Alle Behörden stellten auf ProZorro um
Quelle: facebook.com/prozorro
2015 begann in der Ukraine das elektronische System "ProZorro", über das Ausschreibungen von staatlichen Beschaffungen Online durchgeführt werden. Die Reform der staatlichen Beschaffungen ist dank "ProZorro" sehr effektiv, da Beamte in diesem Bereich jahrelang Milliarden aus dem Budget gestohlen hatten. Seit 1. August 2016 sind alle staatlichen Organe und Gesellschaften verpflichtet, ihre Einkäufe über "ProZorro" abzuwickeln. Seither wurden bereits 258.000 Einkäufe darüber durchgeführt, wobei 5,9 Milliarden Hryvna eingespart wurden. Das System gewann mehrere internationale Preise, wie den "World Procurement Awards 2016", den "Technology of the Future" bei den " Communication on Top - Davos" und den " Open Government Awards 2016".

10
Das Vermögen ukrainischer Beamter laut ihren elektronischen Deklarationen
Quelle: depositphotos
Im September mussten ukrainische Beamte erstmals ihre Einnahmen und Vermögen, das sie 2015 erwirtschafteten, in Deklarationen offen legen. Die Ukrainer waren darüber schockiert, was ihre höchsten Beamten deklarierten. Ein Ticket für einen Weltraumflug, einen Hubschrauber, eine eigene Kirche, heilige Reliquien... Vor diesem Hintergrund sehen hunderte Autos und Wohnungen, Grundstücke und Millionen Dollarbeträge eher normal aus. Laut Schätzungen beträgt das gesamte deklarierte Vermögen zirka 10 Milliarden Hryvna (70 Prozent Bargeld). Ein Abgeordneter deklarierte eine Trillion Hryvna, wobei er später erklärte, dass es sich um einen Scherz handeln sollte. Derzeit prüfen die entsprechenden Anti-Korruptionsorgane die Echtheit der Deklaration des Witzbolds und anderer Amtspersonen.

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Neuer Sarkophag für das Tschernobyler AKW
Quelle: Smithsonian Magazine
Am 29. November fand die feierliche Zeremonie für den erfolgreichen Bauabschluss des "New Safe Confinement" (NSC) am Kernkraftwerk von Tschernobyl statt. 30 Jahre nach der Katastrophe wurden die radioaktiven Reste des zerstörten Reaktorblocks Nr. 4 endlich sicher überdacht.

Der riesige NSC wurde 327 Meter weit von der Montagestelle in seine endgültige Position bewegt und deckt damit den sofort nach dem Unfall 1986 eilig errichteten Sarkophag ab.

Die Schutzhülle gilt als bislang größte beweglich gebaute Konstruktion mit einer Breite von 257 Metern, einer Länge von 162 Metern, einer Höhe von 108 Metern und einer Gesamtmasse von 36.000 Tonnen. Damit soll der Unglücksort sicher verschlossen werden und für 100 Jahre halten, um während dieser Zeit den alten Sarkophag abzubauen und andere radioaktive Abfälle zu bergen.

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Eine Rekordzahl an ukrainischen Filmen im Verleih
2016 starteten 30 ukrainische Filme in den Kinos der Ukraine. Eine Rekordzahl für die vergangenen 10 Jahre. Darunter vier Kurzfilme, acht Dokumentarfilme, zwei Animationsfilme und 16 abendfüllende Filme. Mehrere Filme wurden in Koproduktion mit anderen Ländern gedreht. Experten erwarten eine Belebung der ukrainischen Filmproduktion, unter anderem durch das Gesetz "Über die staatliche Unterstützung der Filmkunst in der Ukraine", das sich derzeit im Parlament zur Nachbearbeitung befindet.
Die Verstaatlichung der größten Geschäftsbank
Quelle: AFP
Gratulation an alle, die den Text bis hierher gelesen haben ;)

Die "PrivatBank", die dem Oligarchen Igor Kolomoisky gehörte, wurde verstaatlicht. Am 18. Dezember wurden 100 Prozent der Aktien in Staatseigentum überführt. Laut Regierungsvertretern sollte dies zur Stabilisierung des Finanzsystems im Land beitragen. Die Ukrainische Nationalbank stufte die "PrivatBank" als insolvent ein, wie die Vorsitzende der Nationalbank mitteilte. Ihr zufolge erfüllte die Bank nicht den Plan zur Kapitalerhöhung. Das Kapitaldefizit der "PrivatBank" beträgt 148 Milliarden Hrywnja. Zirka 50 Prozent der Ukrainer nutzen die Zahlungssysteme der "PrivatBank" und jeder Dritte hat dort Einlagen oder einen Kredit. Meldungen über eine mögliche Verstaatlichung der Bank sorgten in den vergangenen Tagen für Panik unter den Kunden der "PrivatBank", die damit begannen, massiv Geld von ihren Konten abzuheben. Die Bank soll wieder privatisiert werden, sobald sie stabilisiert wurde.
Fröhliche Weihnachten und ein glückliches neues Jahr!
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Tilda